Die Peak-Oil-Aktiven zeigen zeitnah bedenkenswerte Entwicklungen rund um den Ölmarkt auf. Und lassen die Quellen zur ihrem Wissen über die spärlichen neue Funde im Dunkeln.
Die Energy Watch Group (EWG) beschreibt sich als ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Parlamentariern, die unabhängig von Regierungen und Unternehmen die Versorgung mit Energie beobachten und die weitere Entwicklung prognostizieren. Sie ist personell mit der ASPO verzahnt. Im folgenden Beitrag gebe ich (MR) Eindrücke aus ihrer Studie Fossils and Nuclear Fuels – Supply Outlook von 2013 wieder. Ihre Prognose findet sich am Ende des Beitrags.
Die aus meiner Sicht (MR) wichtigen Argumente der Studie sind die folgenden:
Mehrzahl der Länder befindet sich nach Peak Oil
Die Förderländer, die bereits den Peak Oil hinter sich haben, ist deutlich größer, als die Länder, die ihn noch vor sich haben. Das heißt wenige Länder vor dem Peak müssen den Förderrückgang der Länder nach dem Peak kompensieren, damit die Ölförderung nicht zurückgeht.
Abbildung dazu im Beitrag Förderverlauf
Konventionelles Öl auf Förderplateau seit 2005
Der Ölpreis ist seit 2005 weiter gestiegen, die Förderung konventionellen Öls nicht. Das werten die Autoren als Indiz, dass die Fördermenge nicht weiter ausgedehnt werden konnte.
Es ist außerdem ein Hinweis darauf, dass nun vermehrt unkonventionelles und damit teureres Öl gefördert wird.
Abbildung dazu im Beitrag Förderverlauf
Ölpreis deutlich gestiegen
Der Ölpreis ist seit 2000 deutlich gestiegen. Auch das deutet auf das Ende der Ölzeitalters hin.
Abbildung dazu im Beitrag Förderverlauf
Bekannte Funde werden nach und nach erschlossen, kaum neue Funde
Eine der, wie ich finde, wichtigsten Aussagen der EWG-Studie ist folgende (S. 23): In Folge der Ölpreissteigerungen von 1973 und 2000 wurden bekannte Ölfelder erschlossen, die vorher nicht rentabel zu erschließen waren. Neue Funde sind dadurch nicht angestoßen worden.
Gleiches geht auch aus den lesenswerten Analysen der Weltregionen der EWG-Studie hervor. Es wird von Bemühungen berichtet, Tiefseefelder, Teersande oder anderweitig schwierig zu erschließende Ölfelder zu entwickeln. Diese Felder seien fast alle seit langem bekannt. Neue nennenswerte Funde gäbe es dort kaum.
Die Felder, die die Autoren beschreiben, decken sich mit den Feldern, die auch im WEO 2013 Erwähnung finden. Im WEO 2013 wird aber ohne nähere Angaben von zahlreichen vorhandenen oder noch zu findenden günstigen Ölfeldern geprochen. Auch wird im WEO 2013 von einer erhöhten Suche nach Ölfeldern in den letzten Jahren gesprochen. Der Befund in der EWG-Studie, dass jetzt im Wesentlichen nur bekannte teurere Felder entwickelt werden, ist nicht nur für die Prognose des weiteren Verlaufs bedeutend, sondern steht auch in direktem Spannungsverhältnis zum WEO 2013. Leider sind die Quellenangaben zu diesem Thema auch in der EWG-Studie vage. Die detaillierte Beschreibung der Lage in den einzelnen Ländern lässt darauf schließen, dass die Autoren über die Entwicklung in den Weltregionen gut informiert sind. Ihre Informationsquellen zu diesem Thema werden bedauerlicherweise nur aber immerhin schemenhaft sichtbar.
Ölfirmen
Die EWG-Studie widmet sich auch der Entwicklung der großen Ölfirmen.
- Der Anteil der großen Ölfirmen an der weltweiten Ölförderung sinkt seit 2004 von einem Anteil von 17% auf 12% in 2012. Die EWG-Studie zieht daraus keine expliziten Schlüsse. Es ist zumindest ein Indiz, dass sich am Ölmarkt etwas ändert.
- Die Förderung der großen Ölfirmen sinkt in den letzten Jahren auch absolut.
- Um das Jahr 2000 herum gab es eine Fusionswelle. Von einigen Beobachtern wird dies als Konsolidierungswelle einer alternden Branche gedeutet, die nun die Ressourcen bündeln, um sich für die Erschließung teurerer Ölfelder zu wappnen.
- Die Ausgaben für die Erkundung und Entwicklung (E&P, Exploration & Produktion) haben sich seit 2000 gut verdreifacht. Das zusätzliche Geld ist für die Erschließung von Ölfeldern verwendet worden. Wenn trotzdem die Förderung zurückgegangen ist, zeigt dies, dass die Zeit des billigen Öls vorbei ist.
Prognose der EWG-Studie 2013
Quelle; EWG-Studie 2013, Fossils and Nuclear Fuels – Supply Outlook, S. 47.
Die EWG prognostiziert, dass die geförderte Ölmenge im Jahr 2030 um gut 40% kleiner sein wird, als die heutige.
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Neues von der EWG
2015-11:
Energy Watch Group fordert realistische Szenarien von der IEA