echt. Die Wirklichkeit und das Spiel

Methodologisch-praktische Ãœberlegungen, wie das eine mit dem anderen etwas zu tun haben kann.

Die Welt in der wir leben, das ist die Wirklichkeit. Die Welt wirkt auf uns und wir wirken in die Welt. Die Welt an sich kennen wir aber nicht, sondern nur die Welt, wie sie uns erscheint. Von der Welt machen wir uns Bilder, um uns in ihr zu orientieren: unsere Weltbilder. Theorien und Modelle sind Teile dieser Weltbilder. Auch Simulationen und Spiele sind Modelle der Wirklichkeit. Beim Erstellen bspw. einer Simulation, wird ein Themenbereich genauer betrachtet und aufgearbeitet. Dabei erscheinen alte Zusammenhänge in neuem Licht, und neue Zusammenhänge geraten ins Blickfeld.

PEAK OIL. Ölzeit im Wandel! gibt eine Auswahl aus unserem Weltbild zum Thema endliche Ressource Erdöl und Wirtschaftswachstum wider.

 

Ein Weltbild hat viele implizite Voraussetzungen und Folgen, die nicht sichtbar oder bewusst sind. Diesen können wir auf die Schliche kommen, indem wir Aspekte herausgreifen und die thematischen Zusammenhänge und die zeitlichen Abläufe näher betrachten, beispielsweise indem wir ein Ablaufmodell bauen. Die Aha-Erlebnisse entstehen dann sowohl bei der Modellerstellung als auch bei Betrachtung der Abläufe.

So war es auch bei der Entwicklung von PEAK OIL. Informieren, austauschen, Spielmechanismen entwickeln, sehen, dass Komponenten fehlen, wieder informieren …

Und während des Spielens werden die dynamischen Abläufe sichtbar und erfahrbar. Thematische Zusammenhänge fallen auf einmal ins Auge. Beispielsweise sind wir von der Endlichkeit der Ressource Erdöl überzeugt. Aber was folgt aus der Endlichkeit? Ehrlich gesagt, dachten wir, dass wir die Dynamik kennen, bis wir zum ersten Mal PEAK OIL gespielt haben.

 

Es gibt nichts praktischeres, als ein gutes Modell. Jay W. Forrester, der Entwickler der Modellierungsmethode System Dynamics, schreibt über das Verhältnis von Modell und Wirklichkeit:

“Der Gebrauch von Modellen zur Darstellung von Gesellschaftssystemen ist keineswegs neu. Jeder Mensch benutzt Modelle, um Entschlüsse fassen zu können. Das geistige Bild, das jeder einzelne sich von seiner Welt macht, ist stets ein Modell; … Es steht also nicht zur Debatte, ob man Modelle gebrauchen will oder nicht. Man hat lediglich die Wahl zwischen verschiedenartigen Modellen.”

Forrester, Jay W., Der teuflische Regelkreis, Stuttgart 1972, S. 29 (Orig. World Dynamics, Cambridge 1971).

 

Weltbilder können mehr oder weniger geeignet sein, um unsere Erfahrungen zu deuten und uns in der Welt Orientierung zu geben. Misserfolge, misslungene Handlungen und unerwartete Widerfahrnisse zeigen Chancen an, über unser Weltbild nachzudenken, sie zu verändern und nach neuen Erklärungs- und Handlungsgründen zu suchen. Zu welchem Schluss wir kommen, liegt bei uns.

 

Um die Aussagekraft eines Modells abzuschätzen, verwenden wir die folgenden vier Fragen:

  1. Welche Aspekte werden zusammengetragen und in Betracht gezogen?
  2. Warum werden diese Aspekte werden ausgewählt?
  3. Schaue in die Tiefe der verwendeten Begriffe: Welche der Eigenschaften, die in einem Begriff gebündelt sind, werden wie abgebildet?
  4. Wie ergeben die abgebildeten Zusammenhänge einen zeitlichen Verlauf?

 

Um PEAK OIL. Ölzeit im Wandel! als Gesellschaftsspiel gemeinsam mit anderen in einer überschaubaren Zeit spielen zu können, sind wir Kompromisse eingegangen. Die Spielelemente geben die Wirklichkeitsauswahl grobkörnig wider. Bspw. beträgt die Zeit des Ölzeitalters im Spiel etwa 15 Runden, es gibt 3 Fahrzeugtypen mit je drei technischen Unterschieden, ein Spieler baut selten mehr als ein dutzend Fahrzeuge, usw. Die Relationen der Elemente ist entsprechend auch nur grob darstellbar. Weitere Kompromisse sind über das Siegkriterium hereingekommen. Das Tuning des Spiels haben wir auch an einem guten Strategiemix für ein interessantes Spielerlebnis ausgerichtet und nicht rein nach Beobachtungen.

 

Eine umfassendere Beurteilung und Darstellung des Themas Peak Oil könnte noch weitere Schritte gehen. So könnten weitere Einflussfaktoren einbezogen und alternative Erklärungsansätze berücksichtigt werden.